„Starke Bilder für starke Geschichten“ war das Thema der ersten Vorrunde der Freimann-Rolle 2014. Gewonnen hat sie report München mit einem spannenden Einblick in die wenig transparenten Verhandlungen über den Freihandels-Vertrag zwischen Amerika und Deutschland.
Dabei hat der Film gerade mit
einer Bild-Armut zu kämpfen, die sich aus dem abstrakten Thema ergab und aus
der Tatsache, dass alle Verhandlungen eben hinter verschlossenen Türen
stattfinden. Die Gestaltungsideen entstanden nach den Dreharbeiten in
Washington, Brüssel und München, wie bei einer aktuellen Sendung naheliegend,
spontan beim Schnitt. Die Cutter Christian Weil und Corinna Sekatzek setzten
auf Irritation durch Bildstörungen und schnelle Schnittfolgen, um ein
Bedrohungsgefühl zu erzeugen. So konnten die Autoren Sabina Wolf, Mike
Lingenfelser, Hendrik Loven ihrem starken Thema am Ende doch starke Bilder beigeben
– auch mit Hilfe der Kameramänner Antonio Gonzales, Dany Hunger und Rick
Pennington.
Knappes Ergebnis
Das knappste Ergebnis in der
Geschichte der Freimann-Rolle zeigt, wie stark die Konkurrenz war. Bei der
Gestaltung der „Brüder Grimm“ in der Sendung Capriccio setzte Autor Stefan
Brainbauer von Anfang an auf ein ausgeklügeltes visuelles Konzept:
Ausleuchtung, Linsenwahl und Einfärbungen sollten schon beim Dreh das
märchenhafte Thema unterstützen. Die spannende Geschichte: Die Brüder Grimm haben
weniger Volksmärchen aufgezeichnet als vielmehr derbe Geschichten aus dem
Bildungsbürgertum, die sie von sexuellen Eindeutigkeiten befreiten und durch
einheitliche Stilistik veredelten. So wurden daraus die „deutschen Märchen“ die
wir heute kennen. Die präzise, auf gezielte Schärfe-Unschärfeeffekte setzende Kameraarbeit
stammte von Paul-Georg Busse und Robin Worms, montiert haben Johannes Neck und
Peter König.
Die Sendung „Zwischen
Spessart und Karwendel“ ging mit dem Porträt eines Altöttinger Reliquienfassers
von Sandra Wiest ins Rennen. Dabei wurden eben nicht die Klischees des
katholischen Oberbayern oder des „Letzten seines Standes“ bedient, sondern ein
faszinierender Einblick in eine Welt des Glaubens gewährt, die heute vielen
fremd erscheinen mag. Kameraarbeit und Schnitt betonten durch ganze Sequenzen
von extrem nahen Einstellungen das Filigrane, das Intime, das Heilige, das für
die Gläubigen den Reliquien anhaftet. Dabei musste die Autorin das Problem
lösen, mit drei Kameraleuten (Birgit Kruschwitz, Christoph Castor und Itzik
Yehezkeli) einen einheitlichen Look zu schaffen. Zusammen mit Cutterin Ruth
Kuchartz ist ihr das vorbildlich gelungen.
Das
Publikumsvotum fiel am Ende mit einer Stimme Vorsprung dann zu Gunsten der
report-Autoren aus, die sich den Sieger-Schampus jetzt teilen müssen und im nächsten Frühjahr zum Finale antreten.
Die
Freimann-Rolle ist eine gemeinsame Veranstaltung des Programmbereichs Planung
und Entwicklung Bayerisches Fernsehen und von Netz-Werk e.V.
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